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Emma Seydlitz

(05.09.1853-18.10.1918)


Emma Seydlitz wurde am 5. September 1853 in Braunschweig als Tochter eines Hof-Büchsenmachermeisters geboren. Sie absolvierte das Lehrerinnenseminar und kam über eine Hauslehrerinnentätigkeit in Jena 1892 nach Halle. Hier übernahm sie die Privatschule von Agnes Stange in der Karlstraße 6 (heute Heinrich-und Thomas-Mann-Str. 11) mit 111 Mädchen. Um eine Schule führen zu können, legte sie das Schulvorsteherinnenexamen ab.
Höhere Töchterschulen waren für die Schulbildung von Mädchen besserer Stände gedacht. Die im Schulviertel ansässigen Bürgerfamilien legten Wert auf eine entsprechende Schulbildung ihrer Töchter. Einem Wunsch, dem Emma Seydlitz mit ihrem Schulkonzept, das sie in Anlehnung an die gymnasialen Knabenschulen entwickelte, entsprach. Gleichzeitig engagierte sie sich im Halleschen Lehrerinnenverein für eine akademische Ausbildung auch für Lehrerinnen. Hierbei konnte im Zuge der der preußischen Mädchenschulreform 1908 ein wichtiger Erfolg verzeichnet werden.

Unmittelbar nach der Übernahme der Schule 1892 ließ Emma Seydlitz ihre Schule umbauen. Die Qualität des Unterrichts zu verbessern, richtete sie Lehrkabinette ein. Das war neu, Emma Seydlitz gilt als Schrittmacherin für den Unterricht in Lehrkabinetten. An ihrer Privaten Höheren Töchterschule gab es einen Turnsaal, einen Zeichensaal, einen Physiksaal u. a. Kabinette. Außerdem ließ sie, anders als es in den städtischen Schulen üblich war, den Sanitärbereich entsprechend sozial- hygienischer Forderungen für Mädchen ausbauen. Auch sorgte sie für besser beheizte Klassenräume im Winter. In der Schule wurden literarische und musikalische Feierstunden durchgeführt. Auch erfreuten sich die Lehrer- und Schülerinnenbibliothek eines regen Zuspruchs. Es gab ganztägige Schulausflüge in das Saaletal und zur Bischofswiese,
mehrtägige Wanderungen, Tagesfahrten und Unterricht im Freien. "... im Kollegium herrscht ein feiner Gemeinschaftsgeist“, stellte die Lyzialdirektorin in einem Bericht über das Schuljahr fest.
Insgesamt gute Gründe für die Eltern, ihre Mädchen an dieser gut ausgestatteten Privatschule unterrichten zu lassen.
Angesichts dieser gehobenen Lehrverfassung der Schule und dem hervorragenden Ausstattungsgrad ihrer Einrichtung beantragte Emma Seydlitz 1908 bei der Obersten Königlichen Schulbehörde erfolgreich den Status eines „Lyzeums“. Das „Seydlitz – Lyzeum“ galt nunmehr als Institution in der Saalestadt. Schon zwei Jahre nach ihrer Amtsübernahme konnte Emma Seydlitz die doppelte Anzahl von Schülerinnen an ihrer Höheren Töchterschule unterrichten.

"Mit hingebender Liebe und selbstloser Aufopferung," hieß es in den 'Halleschen Nachrichten' (22.10.1918), "waltete sie ihres mühsamen und aufopferungsvollen Amtes; mit tiefem Verständnis wusste sie in die Herzen der ihr anvertrauten Schülerinnen Liebe und Verständnis für alles Gute und Schöne zu pflanzen, ihnen eine möglichst gründlich-wissenschaftliche Ausbildung zu verschaffen. Wie bei ihren vielen Schülerinnen erfreute sie sich auch bei ihren Mitarbeiterinnen im Lehrerkollegium, dank einem vorbildlichen Eifer, einem großen Können und allzeit herzlicher Anteilnahme, größter Wertschätzung".

Emma Seydlitz verstarb am 18. Oktober 1918 in Halle, ihre Grabstätte befindet sich auf dem Stadtgottesacker.


„Die Schule als wahre Pflegestätte für Körper und Geist, für die mir anvertrauten Mädchen zu gestalten.“ Leitspruch Emma Seydlitz
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